Wissenschaft? – nein, danke!
So in etwa komme ich mir manchmal vor, wenn ich News durchstöbere, vor allem Kommentare. Diese Melange aus Alternativ-Medizin, Verschwörungstheorien, Impfgegnerschaft etc. pp. (=“Geschwurbel“) ist oft nur schwer zu ertragen.
Mittlerweile hat man festgestellt, dass diese GlaubenssĂ€tze oft zusammen daherkommen, gerne noch gepaart mit wahlweise AfD-AnhĂ€ngerschaft oder links auĂen (sorry, mir fehlt gerade die Quelle, es waren verschiedene Artikel in der FAZ/ FAS).
Nun könnte man ja sagen – ist doch egal, soll doch jede*r das glauben, was er/sie will! Ja, prinzipiell stimmt das natĂŒrlich. Jedoch hört der SpaĂ auf, wo er die Gesellschaft bzw. einzelne Mitmenschen beeintrĂ€chtigt.
Das ist definitiv beim Thema Impfen der Fall – nur durch die HerdenimmunitĂ€t können die Menschen mit-geschĂŒtzt werden, die sich nicht impfen lassen können (je nach Impfung zum Beispiel Neugeborene oder auch chronisch Kranke).
Auch finde ich es insgesamt sehr bedenklich, wie die (einigermaĂen đ ) objektive, Fakten- + Evidenz-basierte wissenschaftliche Meinung ignoriert – und sogar diskreditiert wird. Damit wird die Wissenschaft in GĂ€nze in Zweifel gezogen. Statt AufklĂ€rung ĂŒbernimmt der Aberglaube. Und je nachdem, wie tief Leute in ihrer Bubble unterwegs sind, wird kein rationales Argument mehr akzeptiert (leider selbst erlebt beim Thema Corona…). Die Folgen – siehe „Querdenker“ … đ
Ich zitiere dazu die GWUP:
Wir alle profitieren vom wissenschaftlichen Fortschritt. Medizin und Technik lassen uns lĂ€nger und gesĂŒnder leben als je eine Generation vor uns. Moderne Technologien erleichtern uns den Alltag und bringen uns in Kontakt mit Menschen und Ideen aus der ganzen Welt. Das aufgeklĂ€rt-rationale Weltbild nimmt uns uralte Ăngste und lĂ€sst uns begeistert ĂŒber Dinge staunen, die unseren Vorfahren noch unerklĂ€rlich oder völlig unbekannt waren. Wissenschaft und rational-kritisches Denken sind die einzigen verlĂ€sslichen Methoden, mit denen wir unsere Welt objektiv und nachprĂŒfbar erforschen und verstĂ€ndlich erklĂ€ren können.
GWUP – die Skeptiker
Und noch ein Zitat vom Informationsnetzwerk Homöopathie, das IMHO sehr gut verdeutlicht, wieso es so wichtig ist, Nonsens von Wissenschaft zu trennen:
Wir wollen nicht lĂ€nger dazu schweigen, dass BauchgefĂŒhl und saubere wissenschaftliche evidenzbasierte Methodik als gleichberechtigte Nachweisverfahren zur Bestimmung des Risiko-/ NutzenverhĂ€ltnisses medizinischer Verfahren dargestellt sowie bloĂe Meinungen und Wunschvorstellungen als gleichwertig zu wissenschaftlicher Methodik und Faktenlage prĂ€sentiert werden.
INH
Ziemlich sauer macht mich zudem, wieviel Geld hier mit der NaivitĂ€t und dem Gutglauben der Menschen gemacht wird, und als Gegenleistung gibt es Bullshit, Geschwurbel und ZuckerkĂŒgelchen.
Gerade denken statt querdenken!
Zum GlĂŒck gibt es aber Gegenstimmen!
- GWUP – die Skeptiker = Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.
- „Die GWUP möchte wissenschaftliches bzw. kritisches Denken und wissenschaftliche Methoden verbreiten, allgemeinverstĂ€ndlich erklĂ€ren und echte Wissenschaft klar von Parawissenschaft abgrenzen. Auf diese Weise will sie dazu beitragen, die AnfĂ€lligkeit der Gesellschaft fĂŒr parawissenschaftliche Vorstellungen und Versprechungen abzubauen.“ (ErlĂ€uterung dazu)
- Der Volksverpetzer
- „Uns Ă€rgern Hass, Hetze, Fake News und Verschwörungstheorien in Social Media genau wie alle anderen. Deshalb wollen wir etwas dagegen tun. Als Anti-Fake-News-Blog versuchen wir, die tolle Arbeit der vielen groĂartigen Faktenchecker*innen mit kreativen Aktionen, Witz, Satire und ebenso ausfĂŒhrlichen Recherchen zu ergĂ€nzen.“
- Die Richtigstellungen von Fake News vor allem in Bezug auf Covid-19 sind sehr gut und interessant zu lesen. Beispielsweise „Die Ăberzeugungstricks von Sucharit Bhakdi analysiert„
- Faktencheck der Corona-Impf-FakeNews
- INH – Informationsnetzwerk Homöopathie und Schwesterseite „Susannchen braucht keine Globuli„
- „Das Informationsnetzwerk Homöopathie ist ein themenbezogener freier Zusammenschluss von ĂŒber 60 Experten unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung, Biografie und Weltanschauung. Sie vereint die Absicht, zu den massiven Fehlinformationen zur Homöopathie in der Ăffentlichkeit mit sachlicher und fundierter AufklĂ€rung ein Gegengewicht zu schaffen. Jeder von uns hat Erfahrung mit Homöopathie â sei es auf der Anwender- oder Kritikerseite oder beides.“
- Empfehlenswert als Einstieg sind die FAQs
- Jetzt nicht direkt mit Covid-19-Bezug, aber sehr gute AufklÀrung rund um das Thema Homöopathie
- Noch etwas zum Thema Impfen: impfen-info.de – Infoseite der Bundeszentrale fĂŒr gesundheitliche AufklĂ€rung
Eine Wissenschaft ohne Zweifel ist keine Wissenschaft mehr, sondern eine Ideologie. Ohne Zweifel gibt es keine neuen Erkenntnisse. Und ohne Zweifel wird auch nicht anerkannt, daĂ die Wissenschaft niemals die letzte Wahrheit kennen kann, da das Leben und wie es funktioniert viel zu komplex ist und eben nicht nur im Detail und nicht nur materiell betrachtet werden kann. Auch die unsichtbaren KrĂ€fte haben einen groĂen Anteil an der KomplexitĂ€t. Genau das macht die Wissenschaft aber hĂ€ufig, besonders in der Medizin, wo jeder nur noch sein eigenes FachsĂŒppchen kocht, da Tests, Forschungen und Studien gar nicht anders funktionieren können, wĂ€hrend unsichtbare KrĂ€fte wiederum nur in Randbereichen der Wissenschaft wie Psychologie,, Physik usw. vorkommen. Und ich glaube, viele Menschen spĂŒren es, daĂ da keine wirkliche Offenheit und Ganzheit mehr dahinter steckt und werden deshalb skeptisch. Im Grunde sind Teile dieser Skeptiker (nicht alle, manchmal sind ist es auch nur GlĂ€ubige, wie es umgekehrt auch die nicht selbst denkenden WissenschaftsglĂ€ubigen gibt) intuitiv weiser als viele der Wissenschaftler, nur daĂ sie dies oft nicht adĂ€quat ausdrĂŒcken können oder es sich in diffusen Ăngsten ausdrĂŒckt. Ăngste bekommt man aber nicht weg, indem man sie auslacht, sondern indem man sie ernst nimmt und wirkliche, nachvollziehbare Sicherheit schafft, statt Druck auszuĂŒben, Informationen zu verschweigen, nur eine einzige Lösung zu propagieren, obwohl es verschiedene Möglichkeiten gibt usw. usf.
Bei entsprechender Evidenz der Wirksamkeit ist die Frage nach dem „Wie?“ und „Warum?“ egal. Aber bisher konnte in keiner ernsthaften Studie zur Homöopathie, die mehr als BauchgefĂŒhl und Selbst-EinschĂ€tzung von Probanden als Grundlage hat, eine Wirksamkeit ĂŒber den Placebo-Effekt hinaus nachgewiesen werden.
Da wird nun mal BauchgefĂŒhl als gleichwertig gegenĂŒber wissenschaftlichen Methoden gestellt. Die Welt der Wissenschaft ist so vielfĂ€ltig, und bestĂ€ndig wird an vermeintlichen Wahrheiten gezweifelt und neue Erkenntnisse erlangt.
Ich sehe im wissenschaftlichen Diskurs ĂŒberhaupt nicht, dass dort nur eine einzige Lösung propagiert oder Informationen verschwiegen wĂŒrden. Im Gegenteil: mit der Publikation von Erkenntnissen in Fachzeitschriften wird genau dies erzielt – die Diskussion darĂŒber und eine Bewertung der Forschung durch Wissenschaftler*innen weltweit.
Wissenschaft bedeutet nicht, dass immaterielles keinen Wert hat. Sonst gÀbe es keine Erforschung von Schmerz und auch keine Lehre der Psychologie.
Es geht darum, was wissenschaftliche Methoden sind, und was nicht. Ein diffuses BauchgefĂŒhl ist es jedenfalls nicht.
PS Seit wann ist Physik ein Randbereich der Wissenschaft? Es ist doch eher einer der zentralen Bereiche der Wissenschaft, da auf ihren Erkenntnissen so gut wie alles andere basiert.
Ja, Physik ist in der Tat eigentlich kein Randbereich, aber die Erkenntnisse der Physik flieĂen halt leider nicht in den Bereich der Medizin ein. WĂŒrde man nĂ€mlich das nehmen, was die Physik herausgefunden hat, könnte man zum Beispiel die Möglichkeit, daĂ homöopathische Medikamente theoretisch wirksam sein könnten, gar nicht mehr anzweifeln. Aber um Homöopathie geht es mir gar nicht und nicht jeder, der skeptisch ist, ist deshalb der Homöopathie zugewandt. Es ist auch ein sehr absurdes Zeichen von Unwissen, wenn manche Leute und sogar Ărzte, wie ich es selbst erlebt habe, z.B. Pflanzenheilkunde mit Homöpathie gleichsetzen. Und selbst Pflanzenheilkunde und Homöopathie sind nur kleine Bereiche der sogenannten Naturheilkunde.
Was den wissenschaftlichen Diskurs angeht, sehe ich das ein wenig anders, wobei das vermutlich nicht nur an der Wissenschaft liegt, sondern auch an den Medien, daĂ gewisse Informationen eben nicht so weitergegeben und verfĂŒgbar gemacht werden wie andere. Zum Beispiel werden in einigen LĂ€ndern schon recht gut wirksame Medikamente gegen Covid eingesetzt und auch bei uns gibt es ein ein den Studien vielversprechendes Medikament, ĂŒber das man aber kaum etwas hört und wo die Zulassung auch nicht so zeitlich abgekĂŒrzt wird wie bei dem Impfstoff. Der Impfstoff an sich ist zwar neu, allerdings wird bereits lĂ€ngere Zeit an solch einer Art Impfstoff geforscht, weshalb aus dieser Forschungsperiode bereits einige interessante Studien vorliegen, ĂŒber die man aber ebenfalls nichts hört. Leider erfogt auch viel zu wenig AufklĂ€rung darĂŒber, daĂ es gut wirksame (und die Wirksamkeit kann man teilweise sogar in wissenschaftlichen Studien sehen) Mittel gibt, welche die Abwehr gegen Viren stĂ€rken oder zumindest in vielen FĂ€llen fĂŒr einen leichten Verlauf der Erkrankung sorgen. Von daher finde ich es bei so vielen Unterlassungen nur normal, wenn Menschen miĂtrauisch werden. Auf diese Weise schafft man eben kein Vertrauen.
Der jetzt von den Forscher*innen in Mainz entwickelte Impfstoff ist aus Forschungen zu Krebstherapien hervorgegangen. Im Februar haben die beiden Ărzte*in erkannt, dass ihre bisherigen Ergebnisse auch sehr gut als Impfstoff funktionieren können. ErlĂ€uterungen dazu kann man mittlerweile auch auĂerhalb von Fachzeitschriften lesen. Insofern kann ich nicht so ganz nachvollziehen, was hier nicht veröffentlicht wird.
BezĂŒglich Medikamente zur Behandlung von Covid-19 hat mich ein schnelles Googlen zum Beispiel auf diese Seite des Verbandes forschender Pharmaunternehmen gefĂŒhrt, auf der sehr detailliert beschrieben wird, was die Pharmahersteller hier derzeit tun, und wieso dies so zeitintensiv und langwierig ist. Remdesivir zum Beispiel wurde erst als sehr vielversprechend angesehen, konnte diese Erwartungen jedoch mittlerweile nicht erfĂŒllen. Die GrĂŒnden werden derzeit weiter untersucht.
Auf welche Quellen beziehst Du Dich? Dann wĂŒrde ich dazu gerne mehr lesen.
Natalie Grams hat Mitte April 21 bei spektrum.de einen Artikel mit genau den Themen und Inhalten geschrieben und bestÀtigt meine Annahmen & Schlussfolgerungen!