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Wie wir lesen

Menschen lesen Webseiten nur dann Wort fĂŒr Wort, wenn die Inhalte sie wirklich interessieren. Meist werden die Seiten flĂŒchtig ĂŒberflogen – auf der Suche nach hervorgehobenen Stichwörtern, aussagekrĂ€ftigen Überschriften, kurzen AbsĂ€tzen und ĂŒbersichtlichen Listen. Auf der Suche nach einem ganz bestimmten „Info-Happen“ ĂŒberspringen sie alles, was ihnen irrelevant erscheint.

Man sollte also nicht davon ausgehen, dass Nutzer Inhalte lesen, die ihnen weder relevant erscheinen noch schnell zu erfassen sind. Lange Textblöcke, unnötige Anleitungen, Werbetexte und „Smalltalk“ sollten daher im Netz vermieden werden.

Wie wenig lesen Nutzer*innen?

  • In einer Analyse von Slate und Ă€hnlichen Webseiten stellte der Analytics-Anbieter Chartbeat 2013 fest, dass die meisten Nutzer Artikelseiten lediglich zu ca. 50 bis 60 Prozent durchscrollen. Besonders interessant dabei: Es gibt anscheinend keine Korrelation zwischen Teilen und Scrollen: Die Nutzer teilen Artikel bereits in sozialen Netzwerken, ohne sie zu Ende gelesen zu haben – You Won’t Finish This Article.
  • Das durch hĂ€ufiges Lesen von Online-Quellen antrainierte Verhalten, Texte nur flĂŒchtig zu ĂŒberfliegen, hat auch Auswirkungen darauf, wie wir Romane und andere gedruckte Texte in Langform lesen und verstehen – Serious reading takes a hit from online scanning and skimming, researchers say
  • Jakob Nielsen’s Eye-Tracking Studie von 2008 weist darauf hin, dass auf einer durchschnittlichen Webseite weniger als 20% der Texte tatsĂ€chlich gelesen werden.
  • In einem weiteren Usability-Test ĂŒberprĂŒfte Nielsen unterschiedliche Formulierungen. PrĂ€zise, erfassbare und sachliche Texte erzielten eine Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit um 124 Prozent.
    In den Ergebnissen definiert Jakob Nielsen hierfĂŒr diverse Richtlinien, z.B. dass ein Absatz möglichst nur ein Thema behandeln sollte: Nutzer nehmen zusĂ€tzliche Themen nicht wahr, wenn sie sich nicht schon in den ersten Worten eines Absatzes andeuten.
  • In einer Usability Studie entdeckte Gerry McGovern, dass nur einer von 15 Nutzern eine ganz bestimmte Information auf einer Webseite auffinden konnte, die nicht abtastbar platziert wurde.
  • Steve Krug behauptet in seinem Buch Don’t Make Me Think, eine der wichtigsten Tatsachen ĂŒber Internetnutzer sei, dass sie nicht lesen, sondern nur flĂŒchtig ĂŒberfliegen.

Wann Nutzer*innen Wort fĂŒr Wort lesen

  • Wenn Nutzer genau die von ihnen gesuchte Information finden, wird es wahrscheinlicher, dass sie auch die dazugehörigen Inhalte Wort fĂŒr Wort lesen.
  • Untersuchungen zeigen, dass Inhalte, die zum VergnĂŒgen gelesen werden, viel sorgfĂ€ltiger erfasst werden. Dabei wird das Lesen an sich, auch am Bildschirm, als mĂŒhelos empfunden.
  • Studien zeigen, dass es auch systematische Online-Leser gibt, die ĂŒblicherweise nicht ĂŒberfliegen, sondern von oben nach unten lesen.
  • Gut strukturiere Seiten, die fĂŒr oberflĂ€chliches Lesen ausgelegt sind, werden viel wahrscheinlicher gelesen.

Anmerkung: Diesen Artikel fand ich sehr interessant und hilfreich. Er stammt aus unserem Intranet, ist also nicht aus meiner Feder.