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Der Gutenberg der Blinden

Ganz selbstverstĂ€ndlich lernen blinde Kinder wie Dave heute lesen und schreiben: Jede Blindenschule lehrt das Relief-Alphabet, Braille-Schrift genannt. Und auch Sehenden begegnen die kleinen Noppen immer hĂ€ufiger: in öffentlichen GebĂ€uden, auf Medikamentenpackungen oder in FahrstĂŒhlen. FĂŒr blinde Menschen sind die sechs Punkte heute unverzichtbar. Wie soll ein autonomes Leben funktionieren, wenn im GewĂŒrzregal das Oreganoglas nicht von dem mit Thymian zu unterscheiden ist? Oder wenn sich die HĂŒlle der CD von Peter Fox genauso anfĂŒhlt wie die von Peter Maffay?

Erst 1879 fĂŒhrte Deutschland die PrĂ€gepunkte offiziell als Blindenschrift ein. Da war das System bereits mehr als fĂŒnfzig Jahre alt: 1825 hatte es der französische Teenager Louis Braille entwickelt. Es war ein gewaltiger Schritt, fĂŒr blinde Menschen vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks. Über Jahrhunderte hatten sie keinen eigenen Zugang zur Literatur gehabt. Der Weg zu höherer Bildung oder einem Beruf war dadurch fast allen von ihnen versperrt. LehrbĂŒcher mussten ihnen vorgelesen, Bilder und Karten beschrieben werden.

Braille gab den Blinden endlich ein Alphabet an die Hand, das leicht zu lesen und zu schreiben ist. Auf einen Schlag konnten sie BĂŒcher und Zeitungen nutzen, Briefe und Beschwerden schreiben, chemische Formeln notieren oder Musik komponieren. Ein Meilenstein fĂŒr die SelbstĂ€ndigkeit und das Selbstbewusstsein blinder Menschen.

Die Ausstellung „6 Richtige – Louis Braille und die Blindenschrift“ wird bis 13. Dezember im Museum fĂŒr Kommunikation Berlin gezeigt.
(Quelle: faz.net)

Dieses Jahr ist der 200ste Geburtstag von Braille.