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Verspielen wir unseren Vorsprung?

NDR-Podcast 34
NDR-Podcast 34

Vorgestern habe ich mir Nr. 34 des Podcast vom NDR mit Christian Drosten angehört.

Seine Aussage bezĂŒglich der Lockerungen, die nun vorgenommen wurden, stimmen einen sehr nachdenklich:

Deutschland hat durch die sehr frĂŒhe Erkennung der Pandemie einen Vorsprung von 1 Monat. Das erklĂ€rt sich folgendermaßen: In anderen LĂ€ndern wurde die „Ankunft“ des Virus erst erkannt, als es TodesfĂ€lle gab. Dies bedeutet aber durch Zeitspannen fĂŒr Ansteckung, Erkrankung, Krankenhausaufenthalt bis zum Tode, dass das Virus bereits ca. seit 4 Wochen vor Ort unterwegs ist.

Durch Testverfahren in Deutschland haben wir hingegen bereits festgestellt, dass das Virus „unter uns ist“, als im Zuge der völlig regulĂ€ren Bluttests (die aufgrund der Grippe-Saison in den Laboren stattfanden), auf Verdacht Corona-Tests vorgenommen worden sind und diese positiv waren.

So kommen wir auf den „Vorsprung“ von ca. einem Monat. Vorsprung bedeutet hier Reaktionszeit: im Gesundheitswesen fĂŒr die Vorbereitung auf die kommenden FĂ€lle, in der Bevölkerung fĂŒr die Umsetzung von Hygienemaßnahmen und „Social Distancing“ und somit einer frĂŒhzeitigen EindĂ€mmung der exponentiellen Verbreitung.

Wenn man sich die weltweiten Vergleiche bzgl. Todesraten ansieht, steht Deutschland mit einer Sterberate von ca. 3,5% im Vergleich zu den anderen LĂ€ndern mit grĂ¶ĂŸerem Pandemie-Geschehen unglaublich gut da (Spanien: 10,4%, Italien: 13,4%, USA: 5,5%), unsere frĂŒhen Maßnahmen zeigen also Wirkung.

C. Drosten fĂŒrchtet, das wir mit den Lockerungen unseren Vorsprung nun verspielen werden 😯

Durchseuchung?

Auch sehr interessant in dem Podcast ist seine AusfĂŒhrung bzgl. einer „Durchseuchung“ der Bevölkerung, ĂŒber die ja immer wieder gesprochen wird:

Um eine tragfĂ€hige Durchseuchung der Bevölkerung zu erreichen, die das Gesundheitswesen jedoch nicht ĂŒberfordert, wĂ€re die Zahl der tĂ€glich „erlaubten“ Ansteckungen bei wenigen tausend. Es wĂŒrde daher Jahre dauern, bis der notwendige Durchseuchungsgrad in der Bevölkerung erreicht sei.

Zudem sei dieses Geschehen so schwer zu kontrollieren, dass es ruckzuck zu einer Katastrophe kommen könnte.

Und ein letzter Aspekt: dieses Vorgehen wĂŒrde unzĂ€hlige Tote in Kauf nehmen.

Die LĂ€nder, die das anfangs versucht haben (IMHO die Niederlande, Schweden und auch Groß-Brittanien) sind ja recht schnell davon wieder abgewichen und leiden nun unter den Auswirkungen.

Seriöse Quellen

Mittlerweile geistert soviel Halbgares, Semi-Wissenschaftliches und auch schlicht Bullshit durch die Presse und vor allem die sozialen Medien. Ich versuche, das alles gar nicht erst mitzubekommen (in dem ich mich von diversen Seiten fernhalte) und (falls doch) keinesfalls zu lesen bzw. anzusehen.

FĂŒr mich sind nach wie vor nur 3 Quellen seriös:

  • Das Robert-Koch-Institut
  • Christian Drosten
  • und auch die Artikel in der FAZ

Vom RKI und C. Drosten auch nur deren direkte Aussagen und keine irgendwie gearteten Interpretationen oder Ableitungen. Da gibt es nĂ€mlich auch den grĂ¶ĂŸten Unsinn.

In diesen Zeiten geht es ganz viel um Wissenschaft (das ist toll!), um Statistik (hier kann ich auf meine Freundin zurĂŒckgreifen, die Doktor fĂŒr Statistik ist und im Umfeld medizinischer Studien arbeitet) und vor allem: um die korrekte Interpretation der verschiedenen Quellen und Zahlen. Und daher traue ich keiner Aussage außer den o.g.

Ich liebe ja die Art, wie C. Drosten spricht und formuliert. Andere meinen, das wĂ€re so langweilig… nun ja, vielleicht ist es auch einfach zu kompliziert fĂŒr sie….

Ich verehre Personen, die mit viel Intelligenz auf hohem Niveau und dennoch verstÀndlich etwas darstellen können. Die nicht populistisch sind, die faktenbasiert auf wissenschaftlicher Basis argumentieren.