Opferrolle
In der FAZ war letztens ein Artikel, in dem sich eine Leiterin Finanzkommunkation in der Autombilbranche ĂŒber Chauvi-SprĂŒche beschwert hat. Eine weitere Frau, Ingenieurin, dagegen konnte nix negatives berichten. Okay, mit Automobilkonzernen kenne ich mich jetzt insidermĂ€Ăig nicht wirklich aus, auĂer positiven BerĂŒhrungspunkten auf Konferenzen usw. (und damals einem erfolgreichen BewerbungsgesprĂ€ch fĂŒr das Berufsakademie-Studium bei BMW, wofĂŒr ich mir immer mal wieder selbst in den Arsch beisse, dass ich damals zu IBM anstelle BMW gegangen bin…).
Tenor in dem Artikel war ungefĂ€hr, dass es Frauen in mĂ€nnerdominiertem Umfeld schwerer haben. Nicht bezogen auf Probleme wie Gleiches mit Gleichem, Seilschaften usw. – da stimme ich sogar eher zu, sondern bezogen auf mĂ€nnlich-dominantes Verhalten. Nunja. Da stelle ich mal die groĂe These auf, dass das auch viel an den Frauen selbst liegt.
Frauen in der IT
Ich bin ITlerin, ich arbeite recht erfolgreich ebenfalls in einer (nach wie vor) MÀnnerdomÀne. Ich kann was ab und durchaus kontern. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen ich die einzige Frau am Tisch bin. Und es fÀllt mir eigentlich nur auf, wenn ich bewusst drauf achte, es ist mir letztenendes auch herzlich egal.
Was ein GlĂŒck sind in der IT meiner Wahrnehmung nach keine Zicken und „Kosmetik-Nagelstudio-Tussen“ unterwegs. Die Frauen, die ich bisher in der IT kennengelernt habe, sind meilenweit von solchem Gehabe entfernt, wie ich es öfter erlebt habe, wenn ich mit Fachbereichen zu tun hatte (logischweise gibt es da genauso auch sehr coole und nette Frauen, keine Frage). Und mit meiner nunmehr dritten Frau als Cheffin in Folge bin ich eigentlich auch zufrieden, es ist durchaus etwas positiv anderes.
Wo man sich durchaus manchmal bewusst durchsetzen muss, ist beim Kommunikationsverhalten. Da bin auch ich durchaus schon auf wirklich dominantes Gehabe gestoĂen, kann aber sagen: auch bei Frauen! Also wohl eher kein MĂ€nnlein/Weiblein-Thema, sondern eher ein Typ-Ding.
Ob es mehr Frauen in der IT geben mĂŒsste? Ehrlich gesagt, mir egal đ Bin da sogar eher abgeneigt.
Die IT ist nicht „auf dem Bau“. Mir ist in meiner nun 27-JĂ€hrigen BerufstĂ€tigkeit in der IT nie etwas passiert, was in irgendeinerweise unangenehm gewesen wĂ€re. Vielleicht ist der Ton manchmal Kumpfelhaft-rau, aber immer kameradschaftlich. Ich wurde nie, auch nicht als ich noch jung war, jemals unangemessen angesprochen oder derartiges.
Im Gegenteil: von vielen aus den Fachbereichen bekam ich gesagt, wie gut doch bei uns in der IT die Stimmung und das Miteinander sei. Und das sowohl bei meiner letzten Arbeitgeberin als auch jetzt.
Ich schĂ€tze also mal sehr deutlich, dass es auch ganz viel damit zu tun hat, wie zartbesaitet eine Frau ist (meinetwegen auch ein Mann). FĂŒr Frauen, die beim ersten etwas derberen Witz rot werden und schreiend rausrennen, habe ich jedenfalls null VerstĂ€ndnis. Chauvi-Witze kontert man entsprechend, wobei ich da nie etwas zuhören bekommen habe, was mir wirklich unangenehm gewesen wĂ€re. Lieber ein paar eindeutig-zweideutige Witze als Klatsch und Intrigen, aber sowas von! AuĂerdem wird doch erst damit der Berufsalltag interessant, mit solchem GeplĂ€nkel đ Wer sowas nicht abkann, ist IMHO selbst schuld und muss sich eben ein anderes BetĂ€tigungsfeld suchen.
Ganz klar, es gibt harte Grenzen und sexuelle BelĂ€stigung und das Ausnutzen von Macht fĂŒr AnzĂŒglichkeiten oder Einfordern von GefĂ€lligkeiten geht selbstverstĂ€ndlich gar nicht! Das ist diskussionslos.
Ăberhaupt – Opfer!
WofĂŒr ich null VerstĂ€ndnis habe, sind „Opfertypen“ – selbstgewĂ€hlte „Opfer“. FĂŒr Leute, die unverschuldet in Schwierigkeiten geraten: vollstes VerstĂ€ndnis und MitgefĂŒhl. Aber diese Selbstmitleids-Leier geht mir voll auf den Senkel. Da kann ich nur denken: jetzt krieg mal Deinen Arsch hoch, und tu was dagegen, statt nur zu jammern und die Schuld bei anderen zu suchen! Ganz nach dem Motto von Fack Ju Göthe: „Heul doch!“ đ
Ich bin absolut bei dir. Vor zig Jahren wurde ich zu einem Einsatz geschickt mit den Worten „der hat schon X Sachbearbeiterinnen verbraucht, also wenn Sie nach kurzer Zeit sagen, das geht nicht, dann ist das fĂŒr uns kein Problem“ – Er und ich haben 2 Tage miteinander gebraucht, dann wusste er, dass er sich seinen Kaffee selber holt und ich ihm auch nicht seine Tasse vorwĂ€rme (bildlich gesprochen) – das war auf dem Bau und ja, da geht es manchmal rauher zu als in der IT (die ich ja auch kenne) aber es liegt auch da an der FĂŒhrung / den Menschen die dort als Vorbild fungieren, ob gewollt oder ungewollt.
Bei Chauvi sprĂŒchen, ja dann muss halt gewechselt werden, ich gehöre allerdings zu den Frauen, die regelmĂ€Ăig in die Chauvi-Kasse zahlt, liegt aber wohl daran, dass ich mir das Verhalten manch einer Frau nicht erklĂ€ren kann.
Hi Juna, danke fĂŒr Deinen Kommentar đ
Kenne ich auch, manchmal muss man die Fronten klĂ€ren, und ab dann ist die Zusammenarbeit bestens đ Klappt bei mir aber irgendwie nur mit MĂ€nnern, mit Frauen lĂ€uft das hinaus auf Zickenkrieg oder geheuchelte Freundlichkeit….
Ich hĂ€tte wahrscheinlich auch schon einiges an Euro in die Chauvi-Kasse eingezahlt đ … Manche Frauen (und MĂ€nner) bedienen aber auch wirklich alle Klischees LOL.
VG Alex