Allgemein

Land der Bedenkenträger

Deutschland = Land der Bedenkenträger, Risikovermeider, Digitalisierungsverhinderer, Datenschutz-Überbewerter, Wirtschaftsfeinde.

So kommt es mir derzeit vor, wenn ich Artikel und Kommentare zu Corona-Pandemie, Impffortschritt, Kontaktnachverfolgung, Lockdown-Öffnung, Home/Online-Schooling etc. lese.

Was ist hier nur los?
Egal, um welchen Aspekt es sich handelt, immer spricht angeblich etwas dagegen!

Impfung

Zum Beispiel endlich, endlich Covid-Impfungen bei den Hausärtzte*innen? Nein, dann kann ja die Impfreihenfolge nicht garantiert werden. Außerdem wären die teuren Impfzentren dann überflüssig (soll wohl tatsächlich so gesagt worden sein).

Um am Ende eines Impftages überzählige Vakzin-Dosen an Impfwilligen einzusetzen, muss umständlich die Erlaubnis eingeholt werden, im Zweifelsfall lieber Impfstoff verkommen lassen, als eine Person zu impfen, die noch nicht an der Reihe wäre! Glückwunsch, Setzen, 6!

Ein zentrales Impfregister, um (wie in Israel, Skandinavien etc.) den Impfstatus und auch mögliche Folgen einer Impfung schnell zu erkennen und umfassend analysieren zu können – Fehlanzeige in Deutschland. 2016 sollte es eingeführt werden, Ergebnis einer Vor-Untersuchung: zu aufwendig. Außerdem befürchtet man ein Sinken der Impfakzeptanz. Das Paul-Ehrlich-Institut und die STIKO (Ständige Impfkommission) wünschen sich sowas seit Jahren!

Hier hilft immerhin die App des Paul-Ehrlich-Instituts: „SafeVac„, die jedoch ziemlich unbekannt sein dürfte. Ich habe auch erst in einem Zeitungsartikel davon gelesen. Sie fragt nach der Covid-19-Impfung in mehreren Zeitabständen, ob es Impfreaktionen gibt.

Was war mit dem katastrophalen Anmeldeprozess für die Impftermine? Statt hier auf Anbieter wie Eventim zurückzugreifen, die sowas können und dies auch angeboten hatten, hat jedes Bundesland seine eigene selbstgestrickte Suppe gekocht – mit entsprechend miesen Resultaten.

Die zeitweise Aussetzung der Impfung mit Astra-Zeneca nach speziellen Thrombose-Fällen in einstelliger Höhe gegenüber Millionenfach verimpften Dosen? Eine fragwürdige Abwägung von Risiken! Das Risiko, stattdessen schwer an Covid zu erkranken ist um ein vielfaches höher! Und das Vertrauen in den Impfstoff wurde dadurch sicherlich nicht besser.

Gesundheitsämter

Eine wirklich sinnvolle Corona-App, die die Kontaktnachverfolgung durch die notwendigen Informationen (wann war ich wie lange an welchem Ort?) digital unterstützt und die Daten direkt an die Gesundheitsämter senden kann – Fehlanzeige, wegen Datenschutz angeblich nicht machbar.

Glücklicherweise gewinnt die nicht-stattliche App „Luca“ immer mehr Unterstützung, die genau diese Lücke füllt. Die macht es einfach, nach meinen Informationen auch absolut Datenschutz-gerecht!

Womit wir zum nächsten Punkt kommen: die Digitalisierung der Gesundheitsämter. Es gibt seit einiger Zeit die Anwendung „Sormas“ die alle aktuellen Anforderungen einer Pandemie mit Kontaktnachverfolgung etc. erfüllt. Da die Entscheidung dafür, wen wundert es noch, erst viel zu spät kam, hatten sich viele Gedundheitsämter zwischenzeitlich eigene Lösungen besorgt.
Nun fällt der Umstieg auf die zentrale Anwendung, die auch problemlos Daten elektronisch untereinander austauschen könnte, sehr schleppend aus. Installiert ist es inziwschen wohl in vielen Ämtern, produktiv genutzt wird es allerdings nur von einem Bruchteil. Teilweise werden wohl Informationen doppelt erfasst: in der eigenen Lösung, und zusätzlich auch noch in Sormas…
Das Problem: die Gesundheitsämter sind Länder- bzw. sogar Kreissache. Und wieder: jeder kocht sein eigenes Süppchen. Die Pandemie zeigt nun gnadenlos die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte auf, nämlich in den Verwaltungen die Digitalisierung zu forcieren.

Sonderrechte

Wo bleibt das Konzept zum sinnvollen Einsatz von Covid-Tests, die bei attestierter Corona-Freiheit entsprechende Bewegungsmöglichkeiten erlauben wie Restaurant-Besuche etc. ?

Dann die leidige Diskussion über eine Impfpflicht und das bloß nicht der Eindruck erweckt wird, sowas könnte kommen – was soll das Rumgeeiere? Im medizinischen Bereich – bei Ärzten*innen, Pflegekräften sowie in Altenheimen und bei mobilen Pflegediensten empfinde ich es als selbstverständlich, dass das Personal die notwendigen Impfungen hat (nicht nur gegen Covid-19).
Siehe dazu auch:

Und warum sollen Geimpfte keine Sonderrechte genießen? Besser kann ich doch den Impfanreiz gar nicht schüren! Überhaupt – mit welcher Berechtigung kann denn einem*r Geimpften die Möglichkeit verweigert werden, ein Restaurant zu besuchen?
Umgekehrt würde ich jede*n Wirt*in verstehen, nur Geimpfte oder auch Schnell-Getestete in den eigenen Laden zu lassen – why not? Einen Punkt gibt es hier allerdings zu bedenken: Was ist mit Personen, die sich leider nicht impfen lassen können? Das ist zu diskutieren.

Digitale Schule

Wieso haben wir größtenteils auch ein Jahr nach Beginn der Pandemie immer noch keine zuverlässige Lösung, um Online-Schooling durchzuführen? Das steht und fällt oftmals mit dem Engagement der Schule und einzelner Lehrkräfte. Aus Datenschutzgründen sind die gängigen Lösungen wie Zoom, Teams etc. nicht erlaubt (z.T. absolut zu recht), es gibt aber Alternativen. Wieso sind diese auch nach einem Jahr noch nicht flächendeckend etabliert und mit entsprechender Serverinfrastruktur robust aufgebaut, so dass sie die Last aushalten? Es gibt Fördergelder für die Ausstattung – aber was ist mit dem Personal, das die Technik betreibt? Super mitgedacht….

Und last but not least kommt oben drauf noch die berühmte deutsche Bürokratie! Da ist nix mit „schnell mal“…

Die Antwort

Was ist hierzulande nahezu die einzige Antwort auf das Virus: eine Lockdown-Verschärfung, super klasse.

Kleiner Bonmot am Rande: das Wort „Planungssicherheit“ (das ist wie ein schwarzer Schimmel 😕 ) gibt es nur im deutschen….

Bitte entschuldigt, dass ich kaum Quellennachweise verlinkt habe. Die Grundlage sind größtenteils Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung FAS, die kostenpflichtig bzw. derzeit noch gar nicht auf faz.net zu finden sind.