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Auf den Punkt gebracht!

Artikel im FAZ Feuilleton (FAZ Premium), der das Rumgezackere um die Impfung gegen Corona absolut treffsicher auf den Punkt bringt!

Hier die wichtigsten Punkte:

Man werde jedem BĂŒrger bald ein „Impfangebot“ machen können, hieß es im Herbst 2020 allenthalben. Ein Angebot machen: Das tun ja alle – SupermĂ€rkte, Kirchen und, wie man gerade wieder bei dem GewĂŒrge um den CDU-Vorsitz sieht, auch Politiker, die sich in einer anhaltenden Krise verhalten wie Handelsvertreter. Sich ja nicht vorwagen, festlegen, ja nicht sagen: „ich will“ oder „da geht’s lang“, bloß kein Risiko eingehen, sondern endlos ĂŒber Akzeptanzprobleme nachdenken, irgendwann ein Angebot unterbreiten und dann, natĂŒrlich in aller Demut vor dem WĂ€hlervotum, abwarten, wie die Leute sich entscheiden.

Als es den Stoff gab, zerbrach man sich, als hĂ€tte es darum gleich ein großes GedrĂ€nge gegeben, monatelang den Kopf darĂŒber, wer ihn zuerst bekommen sollte, und wehe, jemand drĂ€ngelte sich vor, scherte aus der schafsgeduldigen Warteschlange aus und kĂŒndigte die gesellschaftliche SolidaritĂ€t auf. Das dĂŒrfen nur die Impfverweigerer, deren Befindlichkeiten den gleichen Respekt genießen wie die Leiden der Kranken.

Es ist nĂ€mlich auch nicht hilfreich, wenn der öffentlich-rechtliche WohlfĂŒhlsender Deutschlandfunk Kultur diese „GefĂŒhlsforscherin“ Carlotta Welding behaupten lĂ€sst, das Impfen wĂ€re ein „emotional hochaufgeladener Vorgang“, der mit jedem etwas mache – immun nĂ€mlich! Statt medizinischen Fortschritt einfach zu nutzen, psychologisiert man ĂŒber einen unglaublich intimen Eingriff, bei dem allen Ernstes eine körperfremde Substanz injiziert werde – aber, liebe Leute, ganz ohne geht es nun mal nicht.

Die Leute werden immer Ă€ngstlicher und wollen, bevor sie sich entscheiden, erst ganz genau wissen, worauf sie sich einlassen, ob es nicht vielleicht doch noch eine bessere Option gibt, auf gar keinen Fall etwas, bei dem ein Risiko nicht völlig auszuschließen ist.

Was soll man davon halten, wenn Millionen BĂŒrger einen Triumph der Wissenschaft – denn um einen solchen handelt es sich, noch dazu um einen, der allen spĂŒrbar zugute kommt – in dieser skandalös selbstzufriedenen und ja auch anti-aufklĂ€rerischen Art einfach ignorieren?

Frankreich

Ich bin ja das Gegenteil von Frankophil, aber in Bezug auf Corona sollten wir uns Frankreich als Beispiel nehmen. Ebenfalls ein Artikel aus der FAZ (FAZ Premium):

Die Folgen der erfolgreichen Impfkampagne machen sich jetzt bemerkbar: Obwohl die Inzidenzwerte ebenfalls steigen, sind die Intensivstationen nicht ausgelastet. Frankreich muss keine Operationen absagen. 

Bei Ausbruch der Pandemie zĂ€hlte Frankreich zu den impfskeptischsten LĂ€ndern der Welt. Eine neue Elterngeneration schwĂ€rmte davon, ihre Kinder gesĂŒnder und naturnĂ€her großzuziehen. Antibiotika und Schutzimpfungen waren verpönt, selbst gemachte Zahnpasta und Hausmittel fĂŒr ErkĂ€ltungskrankheiten angesagt.

Einwurf: Wenn ich sowas lese, grauts mir. Wissenschaft ade, das wahnsinnig wichtige BauchgefĂŒhl her. O.M.G. Frankreich hat gegengesteuert:

Alle seit dem 1. Januar 2018 geborenen Kinder mĂŒssen gegen elf ansteckende Krankheiten wie Masern, Röteln oder Keuchhusten geimpft werden. Die Impfbescheinigung ist Pflicht, wenn Kinder in Kinderkrippe oder Kindergarten betreut werden sollen. Auch vor der Einschulung wird kontrolliert, ob die Kinder geimpft sind.

Ebenso bei Corona: Macron (am 12.07.21)

…kĂŒndigte einen verpflichtenden Gesundheitspass fĂŒr Gastronomie, KulturstĂ€tten, Sportveranstaltungen, aber auch bei Fernreisen an. Kaum hatte er die EinfĂŒhrung des „pass sanitaire“ angekĂŒndigt, buchten die Franzosen wie verrĂŒckt Impftermine. Besonderes Augenmerk richtete Macron auf die Altersklasse zwischen zwölf und 17 Jahren. 

Dabei spielte auch die frĂŒhzeitige Ansage eine Rolle, dass der Gesundheitspass von Ende September an auch fĂŒr die 12- bis 17-JĂ€hrigen verpflichtend ist. Wenn Jugendliche mit der Bahn reisen, ins Kino oder in die Kneipe wollen, mĂŒssen sie nachweislich vollstĂ€ndig geimpft, genesen oder negativ getestet sein. 73,6 Prozent der Altersklasse sind voll geimpft, in Deutschland sind es 43,6 Prozent.

Die französische Corona-Warn-App „Anti-Covid“ fĂŒhrt nicht nur Buch ĂŒber die Zahl der Geimpften. In der tĂ€glich aktualisierten Statistik wird genau aufgelistet, wie viele Neuinfektionen Geimpfte und Ungeimpfte betreffen. Auch bei der Zahl der Intensivpatienten werden Ungeimpfte und Geimpfte getrennt ausgewiesen. So wird deutlich, wie sehr es sich um eine Pandemie der Ungeimpften handelt.

Von politischem Wagemut zeugte auch die Entscheidung Macrons, zum 15. September eine Impfpflicht fĂŒr das Personal in KrankenhĂ€usern, Altenpflegeheimen, Apotheken und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens mit Publikumsverkehr einzufĂŒhren. Impfgegner werden mit LohnkĂŒrzungen bis zum vollstĂ€ndigen Lohneinbehalt sanktioniert. Auch in der Auffrischimpfungskampagne setzt Macron auf Druck. Alle Franzosen ĂŒber 65 Jahre mĂŒssen bis zum 15. Dezember einen Booster-Shot erhalten haben, andernfalls wird ihr Gesundheitspass nicht verlĂ€ngert. Die Kontrollen verlaufen inzwischen routiniert, auch bei der Bahn. Bevor die Reisenden den Bahnsteig betreten dĂŒrfen, mĂŒssen sie Fahrschein und Gesundheitspass vorweisen.