Materialistisch?
Mein Beitrag zu den Erinnerungsstücken und die Kommentare haben mich darüber nachdenken lassen, ob ich materialistisch bin.
Hm, was ist „Materialismus“ aber eigentlich? Klar, ich verstehe etwas darunter (=Dinge sind einem wichtig), aber was ist die richtige Definition?
Martialismus
Der Materialismus ist eine erkenntnistheoretische und ontologische Position, die alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf Materie und deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückführt. Damit ist er auch eine Form des Naturalismus. […]
Die Ursprünge des Materialismus liegen in der griechischen Naturphilosophie. Wichtige Vordenker sind u. a. Thales, Anaximander, Epikur, vor allem aber Leukipp und Demokrit, die Begründer der materiellen Atomistik. Die Naturphilosophen suchten natürliche Erklärungen der Wirklichkeit anstelle der mythologischen. Die Naturphilosophie gilt somit auch als Vorläuferin der modernen Wissenschaft.
Quelle: Wikipedia
Mit dieser Erklärung bin ich absolut erklärte, stolze Materialistin! Mit der kleinen Abweichung, dass ich durchaus an so etwas wie ein „höheres Wesen“ („Gott“) glaube, aber nicht näher spezifizieren könnte, was das nun konkret für mich ist. Aber sicherlich kein „alter, weißer Mann“…
Uff, der Wikipedia-Artikel ist teilweise harter philosophischer Tobak, doch es ist durchaus interessant, ihn zu lesen.
Aber die Interpretation, wie sie landläufig verwendet wird, findet sich darin überhaupt nicht wieder. Ich hätte de Disclaimer ganz oben zuerst lesen sollen:
Dieser Artikel behandelt den philosophischen Begriff. Zur umgangssprachlichen Verwendung siehe Konsumismus.
Quelle: Wikipedia
Also weiter beim „Konsumismus“. Der Artikel ist gekennzeichnet als „nicht ausreichend belegt“. Ich sehe ihn mir dennoch an:
Konsumismus
Konsumismus ist eine Lebenshaltung, die darauf ausgerichtet ist, das Bedürfnis nach neuen Konsumgütern stets zu befriedigen. Es kann zum Beispiel der gesellschaftlichen Distinktion oder dem Streben nach Identität, Lebenssinn und Glück dienen. Eine krankhafte Extremform ist die Kaufsucht. Der Begriff Konsumismus wird meist in kritischer Absicht verwendet. […]
K. ist ein ideologiekritischer Ausdruck aus den Sozialwissenschaften, wonach persönliches Glück mit dem Verbrauch von Wirtschaftsgütern erzielt wird. K. beschreibt ein konsequentes Konsumdenken, wobei der Konsum zu einer Ersatzreligion wird. […]
Als „alltäglicher K.“ wird die in den deutschen Kaufsuchtstudien empirisch belegte Tendenz vieler Menschen beschrieben, sich mit Produkten oder Dienstleistungen zu identifizieren und ihr Selbstwertgefühl davon abhängig zu machen. Dabei werden Produkte mit kommerziellem Markennamen und statushebenden Versprechungen vorgezogen. […]
[Nach dem Zweiten Weltkrieg] wurde damit das Image eines Produkts wichtiger als der tatsächliche Gebrauchswert. Konsumiert wurde nicht so sehr das Produkt selber, als der über Massenmedien verbreitete Strom von Zeichen, der ihm anhängt.
Quelle: Wikipedia
Der Artikel ist, wie man auch an der Diskussion dazu sehen kann, recht einseitig konsumkritisch. Er dient mir jetzt dennoch mal als Anhaltspunkt für die umganssprachliche Verwendung von „materialistisch“.
Ableitung
Im Sinne von „Kaufsüchtig“ empfinde ich mich als Null materialistisch. Ich kaufe keine Dinge, nur weil sie prestigeträchtig und von einer angesagten Firma sind. Andernfalls müsste ich ja auf jedenfall ein iPhone XYZ, ein Macbook, Apple TV etc. pp haben
Gerade bei Klamotten weiss ich noch nicht mal, was gerade -in- ist, und es interessiert mich auch nada.
Bei Technik sieht es etwas anders aus. Da ziehe ich bestimmte Marken aus Erfahrungsaspekten vor. Ich war noch nie diejenige, die immer das neueste haben musste (Early Adopter). Ich denke, das wird auch aus meinen diesbezüglichen Artikeln deutlich (Der Kauf des Samsung Galxy S22 Ultra war da echt eine riesen Ausnahme).
Also was jetzt?
Diese trendy Philosophien des Minimalismus, Digital Detox, Verzicht auf Eigentum, Sharing Economy… sind nicht meins. Zumindest nicht als sklavische Durchsetzung. Bei allem gibt es durchaus Aspekte, die es wert sind, darüber nachzudenken und sie anzuwenden (zum Beispiel das Ausleihen eines selten benötigten teuren Werkzeuges im Baumarkt, oder, was ich ja sehr gerne mache: nicht mehr benötigtes weiterverschenken).
Mir sind Dinge wichtig, ja. Da stehe ich dazu. Ich erfreue mich zum Beisipiel immer noch an meinem Auto , derzeit liebe ich mein neues Notebook ganz besonders. Ich tendiere überhaupt nicht dazu, Zeug zu kaufen, es zweimal zu benutzen, dann wegzuwerfen und das nächste muss her. Im Gegenteil, ich hänge sehr an meinen Sachen (siehe der Grill
) = wertschätze sie, so dass ich mich manchmal nur schwer trennen kann. Und dann müssen sie fotografiert werden, um sich auch später noch an sie erinnern zu können
.
Bin ich also nun materialistisch iSv konsumistisch? Nach obigen Definitionen: nein.