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Krippenspiel

Artikel im Spiegel: „Das große Krippen-Spiel“ (Link).

Darin heißt es:
„Denn seit die Nation am kollektiven Mutterbild schraubt, seit Familienministerin Ursula von der Leyen einen Kulturkampf um Kinder und Krippen losgetreten hat, ist die Organisation in den Medien dauerprĂ€sent. Seine Vertreter und UnterstĂŒtzer streiten bei Maybrit Illner, Sandra Maischberger, Christiansen und Frank Plasberg. Sie geben Umfragen in Auftrag und veranstalten Kongresse. Sie schreiben Gastkommentare fĂŒr Zeitungen und ĂŒberziehen das Land mit einer Welle von Leserbriefen.
Die Kampagne des Netzwerks heißt harmlos „Familie ist Zukunft“. Doch in Wahrheit fĂŒhrt die Organisation – quasi krippen-krank – einen raffiniert inszenierten Mutterkreuzzug.“

Mh.
Ich habe davon noch nichts gehört. Allerdings schaue ich auch recht wenig die sog. Polit-Talkshows. Nicht, dass es mich nicht interessiert, aber die kommen meist zu spÀt.

Was verspricht sich diese Gruppe davon ? Klar, im Spiegel wird sowas wieder extrem ins Negative gezogen. Es handelt sich schließlich um Lobbyarbeit einer Position, die sicher sozusagen „rechts von links“ ist. Am Ende entscheidet doch jede Familie im Rahmen ihrer Möglichkeiten, wie sie die Betreuung ihrer Kinder organisiert. Klar, es geht auch darum, welches Familienbild in Deutschland bzw. in der Gesellschaft das prĂ€gende ist oder sein möchte.

In der Zeit war zum Thema Betreuung letztens auch ein sehr interessanter Artikel: Weg vom Rockzipfel. Die Quintessenz aus diesem Artikel lautet: Es kommt auf die QualitĂ€t der Betreuung an. Sprich schlechte Betreuung kann auch zu Hause stattfinden (Stichwort: wir parken die Kinder vor dem TV), und im Gegenzug ist gute, fördernde Betreuung natĂŒrlich auch außer Haus möglich. Außerdem ist es wohl sehr wichtig, wieviel Zeit die Kinder neben der Krippe mit den Eltern verbringen: „»Die Zeit des Kindes mit der Mutter und seiner Familie darf nicht beliebig reduziert werden«, sagt auch der Schweizer Kinderarzt Remo Largo. Bindung sei eine reine Zeitfrage. »Das Kind bindet sich an die Person, die verfĂŒgbar ist, die Zeit hat.« Das heißt, solange es ein ausgewogenes ZeitverhĂ€ltnis zwischen Krippe und Elternhaus gibt, ist das seelische Gleichgewicht des Kindes außer Gefahr.“

Ich glaube nicht, daß die (belegbare) Zunahme von AggresivitĂ€t und VerhaltensauffĂ€lligkeiten der Kinder rein auf vermehrte Außer-Haus-Betreuung zurĂŒckzufĂŒhren sind. Ich denke, mit ein Grund ist, daß immer mehr Eltern von der Erziehung der Kinder ĂŒberfordert sind. Hier stellt sich mir allerdings schon die Frage: Wieso ? Was war „frĂŒher“ anders ? Wobei „frĂŒher“ ja nicht vor 50 Jahren, sondern vielleicht vor 15, 20 Jahren war. Sicher spielt auch der allgemeine Wandel der Gesellschaft mit eine Rolle. Es gibt nicht mehr diese stringenten Leitlinien, an denen sich orientiert werden mußte. Vielleicht sind Kinder (bzw. Jugendliche) auch ĂŒberfordert mit den Möglichkeiten. Sie orientieren sich an ihren eigenen Vorbildern, die sicher nicht immer dazu geeignet sind. Wenn dann das entsprechende Feedback der Eltern fehlt, sind sie mit ihrer Orientierung völlig auf sich gestellt.

Meine Meinung zu dem Themenkomplex ist: das Angebot an guter Betreuung muß eindeutig ausgebaut werden. Aber es sollten nicht nur Gelder direkt in die Krippenförderung fließen, sondern auch an die Familien direkt. Sonst sind die benachteiligt, die sich fĂŒr die ganztĂ€gige Betreuung zu Hause entscheiden oder sie privat organisieren.

Mir ist aber auch klar, daß das lĂ€ngst nicht so einfach zu realisieren ist. Schließlich sind viele unterschiedliche Aspekte zu berĂŒcksichtigen, darunter auch ettliche, die nicht einfach objektiv messbar sind (zB. QualitĂ€t der Betreuung). Und natĂŒrlich: das Thema hat große Öffentlichkeit-Awarness und die unterschiedlichsten Lobbygruppen versuchen, ihre EinflĂŒsse auszuspielen.