Misstrauen gegenüber der Sprache
In den Ferien habe ich ein Buch gelesen, in dem deutsche Schriftsteller über ihre Vorbilder schrieben und über ihre Leitidee. Die Schriftstellerin Antje Rávic Strubel äußerte dort, das Wichtigste beim Schreiben sei „Misstrauen gegenüber der Sprache“.
Das halte ich, mal ganz traditionell ausgedrückt, für ein schwer danebenes Avantgardeklischee. Das ist so, als ob Liselott Linsenhoff sagte: „Das Wichtigste beim Pferdesport ist Misstrauen gegenüber dem Pferd.“ Da wäre sie sicher nie Olympiasiegerin im Herumreiten geworden. Oder als ob ein Straßenfeger sagte: „Ich als moderner Straßenfeger misstraue dem Besen. Der Besen ist, bezogen auf die komplexen, vielschichtigen Straßen von heute, ein untaugliches Instrument.“ In der Straße, in der so ein Avantgardist fegt, möchte ich nicht wohnen.
(ZEITmagazin Leben – Kolumne von Harald Martenstein – Link)
– Herumreiten, ich schmeiß mich weg… 🙂