Der Streik
âWissen Sie, woran man den Zweitklassigen erkennt, Miss Taggart? Daran, dass er die Leistungen anderer ablehnt. Diese empfindlichen MittelmĂ€Ăigen, die davor zittern, dass die Arbeit eines anderen sich als besser als ihre eigene erweisen könnte“
aus „Der Streik“ von Ayn Rand
Meine derzeitige LektĂŒre: Der Streik von Ayn Rand
Ăberblick
Ein 1200-Seiten starker WĂ€lzer, der 1957 erschien – und doch beim Lesen so aktuell erscheint. Ich bin gerade mal im ersten Drittel. Das Buch ist kein dahinplĂ€tschernder Roman, sondern man muss es wirklich aufmerksam lesen. Es ist sehr interessant, spannend und ich will bestĂ€ndig wissen, wie es weitergeht.
Inhaltlich ist es nicht so einfach zu beschreiben. Das obige Zitat drĂŒckt ein wenig aus, um was es (bisher) darin geht. UngefĂ€hr folgendes: Das Buch spielt in den USA zu einer Zeit, als Stahl, Kohle usw. noch ein wichtiger Faktor der Wirtschaft sind, genau wie die Eisanbahnen zum Transport der Waren (wann genau wird nicht erwĂ€hnt). Auf Grund des Erscheinungsdatums nehme ich die 50er Jahre an, auch in Bezug auf die gesellschaftlichen Normen und ZwĂ€nge.
Ausgangspunkt
Die Geschichte ist fiktiv. Hauptprotagonistin ist Dagny Taggart, die Betriebsleiterin einer groĂen Eisenbahngesellschaft, Nachkommin des GrĂŒnders. Sie fĂŒhrt die Eisenbahn mit groĂem Geschick und Weitblick, oftmals gegen die WiderstĂ€nde ihres unfĂ€higen Bruders, der formal der Chef ist. Eine weitere Hauptfigur ist Harry Rearden, ein Stahlproduzent. Er erfindet durch mĂŒhevolle, langwierige und kostspielige Forschung eine neue Art Stahl (vielleicht eine Art Aluminium oder rein fiktiv). Dagny will diesen neuartigen Stahl fĂŒr den Bau einer neuen Eisenbahnlinie verwenden. Dies wird ihr von offizieller Seite sehr schwer gemacht mit der BegrĂŒndung, dass sei nicht zu verantworten, wenn da was passiert usw. Sie setzt sich, auch mit Hilfe ihrer ganzen Belegschaft, durch und baut die Linie inklusive BrĂŒcken mit dem neuen Stahl. Sie und Rearden fahren bei der Eröffnungsfahrt vorne in der Lokomotive mit und beweisen allen, dass sie recht hatten und dies der Strecke auch zugetraut haben.
Daraufhin wollen alle den neuen Stahl….
Der Neid beginnt
Ein anderer Stahlproduzent (Mr. Boyle) ist neidisch auf den Erfolg, auĂerdem leiden seine GeschĂ€fte darunter (er selbst produziert Stahl zweitklassiger GĂŒte). Er setzt gemeinsam mit anderen und seinen Beziehungen in Washington durch, dass verschiedene Verordnungen erlassen werden, zB. eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der neuen Eisenbahnlinie. Das ganze spitzt sich zu bis hin zu Verordnungen, dass jede*r nur noch ein Unternehmen besitzen darf, Liefermengen begrenzt werden usw., also fast eine Planwirtschaft.
AbhÀngigkeitskette
Etliche Unternehmen gehen daraufhin pleite, es treten empfindliche EngpĂ€sse bei Stahl, Kohle usw. ein, die auch direkt die Bevölkerung zu spĂŒren bekommt (Stichwort Heizung). Nun werden Notstandsgesetze erlassen, in denen festgelegt wird, welchen Anteil der GĂŒter jede Firma erhĂ€lt. Hierbei wird nach „BedĂŒrftigkeit“ entschieden. Weiter gut funktionierende Fabriken bekommen keine Warenzuteilung, stattdessen notleidende Firmen. Dies fĂŒhrt zum Bankrott sowohl der bisher gut gemanagten Unternehmen, als auch wenig spĂ€ter der Betriebe, ĂŒber denen sowieso schon der Pleitegeier kreiste.
FĂŒhrende Unternehmer verschwinden
Die Situation verschlimmert sich, als der erste der groĂen, innovativen Unternehmenslenker (ein Eisenproduzent) einfach so verschwindet und sein Unternehmen abfackelt. Weitere Unternehmer tauchen ab und zuverlĂ€ssige Betriebe, die hochwertige Waren herstellten, gehen den Bach runter. Ăbrig bleiben die NutznieĂer der ganzen Verteilungs- und Gleichmacher-Gesetze, die keine zuverlĂ€ssige Warenlieferung hinbekommen, und zudem GĂŒter von mangelhafter QualitĂ€t herstellen. Mit Auswirkungen auf die gesamte Industrie und die Menschen: es kommen beispielsweise Arbeiter ums Leben, weil ein Haus wegen mangelhafter StahltrĂ€ger einstĂŒrzt.
Die Regulierung der Eisenbahnen fĂŒhrt zur Einstellung von Strecken. Dies wiederum fĂŒhrt zu weiteren FabrikschlieĂungen, die abhĂ€ngig von der Transportlogistik waren.
Die UnternehmensfĂŒhrer verschwinden nach dem GesprĂ€ch mit einem „John Galt“ genannten Mann. Wer dies ist, ist nicht bekannt (ich habe so eine Idee…), wohin sie gehen, ebenfalls nicht.
Fazit
An diesem Punkt bin ich jetzt. Es ist eindrucksvoll, welche Auswirkungen diese vermeintlich fĂŒr das „Wohl der Gesellschaft“ geschaffenen Gesetze haben. Was es eigentlich bedeutet, als innovative Person plötzlich zugunsten von UnfĂ€higen massiv benachteiligt zu werden, weil diese „ein Recht darauf haben“ oder ein „BedĂŒrfnis“ anmelden. Wie sukzessive die produktiven Fabriken in den Ruin getrieben werden, zum Nachteil aller inklusive der Bevölkerung, die zunehmend Not leidet.
Ein wirklich interessantes Buch mit viel Stoff & Anregungen zum Nachdenken.
Ach ja: eine mehrschichtige Liebesgeschichte gibt es auch đ