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Wie verhĂ€lt es sich aber mit der kulturkritischen Lesbarkeit der Rentiere aus Rattangeflecht, die neuerdings in den VorgĂ€rten der EinfamilienhĂ€user stehen? Ihre Besitzer erzĂ€hlen auf Nachfrage nichts ĂŒber Schönheit und Sinn, aber viel von der Wettertauglichkeit des Materials und erinnern insofern an jene modischen Zeitgenossen, die vor Jahrzehnten ihre Alcantara-Jacken ebenfalls nicht Ă€sthetisch begrĂŒnden wollten. Sie sagten vielmehr, kaum dass man ihrer ansichtig wurde: Das ist Alcantara! Das ist teurer als Leder! Offenbar lag der Luxus von Alcantara im Preis, wie der Luxus der Rentiere in ihrer Wettertauglichkeit und der Luxus der WeihnachtsmĂ€nner in ihrem laxen Eigentumsbegriff liegt. Luxus, schließen wir daraus, hat etwas mit Dingen zu tun, die in ihrer Funktion nicht aufgehen und, insofern dem christlichen Weihnachtsgedanken vielleicht doch verwandt, einen unauflöslichen, rĂ€tselhaften Kern enthalten.

Das wĂ€re anders, wenn die kletternden WeihnachtsmĂ€nner lebendig und also eines wirklichen Diebstahls fĂ€hig wĂ€ren: Da wĂŒsste man, dass es sich lohnte, einen fĂŒr Heiligabend zu engagieren, damit er beispielsweise eine Alcantara-Jacke stiehlt. Solche Jacken, die heute nicht mehr hĂ€ufig sind, wĂŒrden allerdings als Geschenk einen dermaßen verschrobenen Eindruck machen, dass mit ihnen wiederum Weihnachten zu jenem RĂ€tsel wĂŒrde, aus dem, rundheraus und abschließend gesagt, alles Konsumieren keinen Ausweg bietet.

(Quelle: www.zeit.de)