Auf der Arbeit

Es. Ist. Nicht. Zu. Glauben.

Die Geschichte mit unserer Dienstleister-Nachbestellung geht noch immer weiter, es ist wirklich nicht zu glauben. Allmählich komme ich mir vor wie im Kabarett oder, noch besser: Versteckte Kamera!

Waiting, again

Eine Woche hat sich folgendes getan: Nix. Nada. Garnüscht.

Am 13.11. hatten wir ja den Einkaufsprozeß erneut (zum dritten Mal…) gestartet. Die Standard-Approver haben das auch ruck-zuck freigegeben, so daß Montag bereits Cheffin-Chef-Chef und danach IT Leitung mit der Freigabe dran waren.

Und da lag es dann rum. Bis vorgestern. Da machte es plötzlich „Blubb“ im Sumpf, und folgende Nachfrage traf bei meiner Cheffin am sehr späten Nachmittag (18:30 sic!) ein:

Gedächtnisverlust

Wie ist es eigentlich zur Entscheidung für das von uns eingesetzte Produkt gekommen?

So haben wir uns dann gestern einige Stunden damit beschäftigt, aus den verschiedenen Unterlagen, Präsentationen, Gesprächsnotizen usw. usf. wieder mal eine Folie zusammenzustellen, diesmal über den Weg der Entscheidungsfindung:

  • Bereits Mitte 2019 stellten wir in einem Gremium auf Cheffin-Chef-Chef-Ebene vor, dass wir nun in 2 Proof Of Concepts (POC) starten werden, einer davon logischerweise mit dem nun eingesetzten Software-Produkt.
  • Ende 2019 war mein Kollege in einem Meeting auf Ebene IT Leitung, um im Prinzip das selbe noch einmal vorzustellen.
  • Im August 2020 stellten wir eine ziemlich umfangreiche „Entscheidungsvorlage“ zusammen, die wir mit Cheffin-Chef-Chef durchgingen. Darin waren die Ergebnisse unserer POCs enthalten mit dem Entscheid für das Tool. Wir bekamen daraufhin das Go für den Einkauf von Hardware, Lizenzen, Dienstleistung.
  • Im Oktober 2020 wurde in einem weiteren Meeting auf Ebene IT Leitung formell das Budget für unser Projekt genehmigt.
  • Ende 2020 stellten wir im Projekt-Lenkungsausschuß, in dem Cheffin-Chef-Chef sitzt, das geplante Vorgehen vor.

Wie also können diese beiden Herren bitte verlangen, dass wir JETZT quasi die Entscheidung für das von uns gewählte Tool belegen und rechtfertigen müssen?

Research

Nach dem wir die Unterlagen gestern Mittag an Cheffin-Chef-Chef gesendet haben, erreichte uns 2 Stunden später die Frage seitens IT Leitung nach einem Marktüberblick zu Configuration Management Tools. Wir sollen bitte kurzfristig einen besorgen, idealerweise einen Gartner Magic Quadranten:

Ich schrieb unsere Key Accounterin sowohl des Herstellers als auch unseres Dienstleisters an, und einen Kollegen einer anderen Firma, die auch das Tool einsetzen. Bis Feierabend kam keine Reaktion, verständlich, die warten auch nicht nur auf unsere Anfragen.

Ich habe keinen Account für Gartner, meine Cheffin ebenfalls nicht. Ich wusste, dass ein Kollege einen Gartner-Zugang hat, und suchte daher auf der Gartner-Seite nach interessant klingenden, passenden Dokumenten. Leider war er bereits offline. Cheffin bat mich dann allen ernstes, ihn auf dem Handy anzurufen.

Nicht wahr

Echt jetzt?! Nur weil unser Management Schluckauf hat, beschäftigen wir nun zig Leute? Und für was? Wollen die ernsthaft nach über 2 Jahren und einem Investment im niedrigen einstelligen Millionen-Bereich die Produkt-Entscheidung zurückdrehen und das Projekt auf Anfang zurücksetzen? Wieso hat diese Fragen niemand in den oben genannten Meetings gestellt? Unsere Auswahl des Produktes fiel aufgrund wohlüberlegter Gründe, die ich nach wie vor vertrete und für absolut stimmig halte. Was soll der Sch… jetzt???? Eigentlich kann es doch nur um „Cover My Ass“ gehen, oder? Und dafür dieser ganze Aufwand??

Ich rief also besagten Kollegen an, er fuhr sein Notebook wieder hoch, um mir die Artikel runterzuladen. Leider musste er mir dann mitteilen, dass sein Account dafür nicht ausreicht, es gibt da wohl unterschiedliche Level. Tja.

Letztenendes haben wir also obiges Bildchen aus dem Internet an die beiden Herren geschickt, auch wenn es dabei allgemein um IT Service Management Tools geht und nicht um Configuration Management im speziellen.

Parallel darf nun allerdings meine Cheffin bei unserem Hersteller nachfragen, wieso er sich seit 2019 nicht verbessert hat, und zudem klären, auf welcher Grundlage eigentlich diese Einordnung seitens Gartner zustande kommt.

Als ob wir sonst nix zu tun haben, echt jetzt.

Immerhin bin ich mit meiner Wette noch gut im Rennen 😀

Speaking Of Which

Wenn ich mir das hier so durchlese, kann ich echt nur noch mit Galgenhumor reagieren. Wie lächerlich kann man sich denn als IT Leiter noch machen? Nicht nur auf diese Story bezogen ist das Bild, dass er abgibt, nicht unbedingt das beste. Ich finde ihn recht hübsch, aber das kann/ sollte ja irgendwie in der Position nicht das alleinige positive Merkmal sein…. aber was weiß ich schon…. 🤔🙄🤐