Zum Frühstück beim Vorstand
Gestern Vormittag hatte ich einen interessanten Termin: Frühstück beim IT-Vorstand.
Einmal im Monat lädt unser IT-Vorstand ein paar Mitarbeitende (es dürfen nur Nicht-Führungskräfte teilnehmen) ein, mit ihm zusammen zu frühstücken und dabei über Themen zu diskutieren.
Dazu gibt es eine Liste, in der man Themen vorschlagen kann. Jede*r kann sich dann bei einem Thema mit eintragen, bei dem sie/er gerne dabei wäre.
Unser Thema: Prozesse
Meine Kollegin und ich hatten selbst ein Thema lanciert: Interne IT-Prozesse vom Kunden her denken. Wir stellen täglich fest, dass unsere internen Prozesse (zB. eine neue Mitarbeiterin fängt an und benötigt Equipment, Berechtigungen usw.) wenig übergreifend ablaufen, kaum automatisiert sind, es viele manuelle Tätigkeiten und Prozeß- + Medienbrüche dabei gibt, sie daher langsam sind und lange dauern. Wir sind der Meinung: das geht besser! Die Prozesse müssen in Services gedacht werden, um zusammenhängende Schritte zu bündeln und für den Kunden ein durchgängiges Erleben zu schaffen.
Unser Thema wurde zusammen mit einem weiteren Thema von unserem IT-Vorstand T. L. ausgewählt für den Termin gestern.
Gute Diskussion
Insgesamt waren wir 12 Personen und TL., und ein kleines, leckeres Frühstücksbuffet.
Es war eine sehr interessante Diskussion, alle konnten etwas beitragen. TL war sehr interessiert und griff die Themen auf. Er bestätigte, dass er das auch schon so wahrgenommen hat – in den Teams läuft es sehr gut, übergreifend weniger. Er hat jetzt kein Patentrezept dafür, man kann das Problem über verschiedene Wege angehen, z.B. in Form einer Task Force, das muß besprochen werden. Ich erklärte direkt, dass Kollegin und ich da sofort dabei wären 🙂 Jedenfalls nimmt er das Thema mit, um das in den Führungskreisen zu besprechen und anzugehen.
Sehr gut! Das war keine Alibi-Veranstaltung für TL, sondern er hat echtes Interesse an den Themen. Er hört zu, und nimmt die Dinge auf. Er sagt aber auch, was realistisch ist und was nicht. Woran derzeit gearbeitet wird, was strategisch ansteht usw.
TL erzählte auch von seinem beruflichen Werdegang, da kam mir einiges bekannt vor 🙂 (teils ähnliche Stationen wie bei mir). Insgesamt ist er sehr sympathisch und nahbar.
Bei uns tut sich viel, und ich habe das Gefühl, es tut sich das richtige.
BPR – Business Process Reengineering
Für mich immer wieder interessant: das Thema Prozesse zieht sich durch meine berufliche Laufbahn seit der Stunde 0. Ich fing damals bei der Unternehmensberatung S. im Gesundheitsbereich an. Wir berieten Krankenhäuser unter anderem bei der Einführung von Spracherkennungssystemen. Dazu nahmen wir die Befundungsprozesse ohne und mit Einsatz von Spracherkennungsunterstützung auf, um Vergleichsdaten zu erheben und Vorteile bei der Durchlaufzeit herauszuarbeiten. Später war ich in einem Projekt, das die Musterungsprozesse bei der Bundeswehr abgebildet hat, um Workflow-Systeme einzuführen.
Ich finde das ein sehr interessantes, spannendes Thema. Und stelle immer wieder fest, das es beileibe nicht selbstverständlich ist, in Prozessen zu denken. In meiner Ex-Firma war ich maßgeblich daran beteiligt, ein internes Prozesshandbuch zu erstellen, und habe also mit den Kollegen*innen die Abläufe aufgenommen und beschrieben. Das war schon lustig, was+wie die einzelnen Arbeitsschritte teilweise erzählt wurde.
Etwas Gutes essen und dabei noch arbeiten – das hört sich gut an. 🙂
Leider musste ich in meinem Berufsleben schon (zu) oft feststellen, dass man nach so einer Veranstaltung motiviert und zufrieden nach Hause geht und denkt: Jetzt geht es los, endlich tut sich mal was. Und ein paar Monate später stellt man enttäuscht fest, dass es mal wieder nur heisse Luft war.
Ich hoffe, dass es bei Dir besser läuft.
Sowas kenne ich natürlich auch.
Aber bei uns tut sich sehr viel derzeit, sicherlich einen großen Teil auch deswegen, dass T.L. nun IT-Vorstand ist (seit Juni letzten Jahres, also frischer, neuer Wind!).
Wir sind über 1000 Leute in der IT und betreiben eine ziemlich komplexe Anwendungslandschaft. Daher sind da natürlich Abwägungen und Priorisierungen zu treffen, die uns „unten“ manchmal bestimmt auch nicht nachvollziehbar erscheinen. Zudem kommt eine gehörige Portion Mensch dazu – nur weil TL etwas gut und richtig findet, muss das noch lange nicht in den Ebenen drunter auch so gesehen werden, und dann kommt gegebenenfalls ganz unten davon nur noch wenig an.
Leider ist bei uns das Silodenken und das „mein Herrschaftsbereich“-Denken ziemlich ausgeprägt. Daher auch immer wieder die Probleme beim übergreifenden Arbeiten.
Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, es war nur eine „Heiße Luft“-Veranstaltung, die anderen Teilnehmer*innen teilen meine Meinung. Insofern habe ich Hoffnung 🙂