Auf der Arbeit

Aus die Maus

Habe ich eigentlich schon erwÀhnt, dass mein Kollege S. zum Jahreswechsel die Firma verlassen hat? Ehrlich gesagt weine ich ihm keine TrÀne hinterher. Ich bin menschlich nie wirklich warm mit ihm geworden. Fachlich hat er, glaube ich, durchaus was drauf gehabt.

Aber er war einfach schwierig im Umgang, hat sich beispielsweise selten an gemeinsamen AktivitÀten beteiligt, die ein Team zusammenwachsen lassen.

In Meetings kam immer öfter von ihm der Spruch „ich halte mich da raus“ – und er sagte dann nichts mehr. Obwohl uns seine fachliche Meinung wichtig war, schließlich waren wir ja nur zu 4. Das war sowas von nervig… IMHO auch ein Problem von Online-Meetings ohne Kamera. Vor Ort hĂ€tte er das nicht so richtig bringen können.

Last Day

Sein letzter Status auf WhatsApp am Tag seiner „Auskleidung“ lautete ungefĂ€hr, das auch sein letzter Tag enttĂ€uschend gewesen sei. Ah jetzt ja. Danach habe ich ihn direkt aus meinen Kontakten rausgeschmissen. Dieses Mindset brauche ich mir nicht lĂ€nger anzuhören bzw. durchzulesen.

Ich hatte meine Cheffin extra gefragt, ob er bei der Abstimmung des Termines fĂŒr die finale Abgabe von Laptop usw. nach uns, seinen Kollegen:innen, gefragt hĂ€tte, also ob wir auch ins BĂŒro kommen wĂŒrden zum Verabschieden – nö, dazu hatte er anscheinend nix gesagt. Tja, da es ihm anscheinend nicht wichtig war, entschied ich mich, wie geplant von daheim zu arbeiten und nicht reinzufahren. Unser anderer Kollege J. hatte sowieso bereits Weihnachtsurlaub.

Ich hab keine Ahnung, was da an seinem letzten Tag los war, was er sich erhofft hatte. Aber so wie er sich in den letzten Monaten aufgefĂŒhrt hatte, war wohl niemand so richtig in Trauer ĂŒber seinen Weggang.

Not His World

Er hat sich nie wirklich in unserer Firma eingelebt. Er hat auch nie verstanden, dass nicht die ganze Firma auf ihn bzw. das Thema „Configuration Management“ gewartet hatte. Die Kollegen:innen hatten sich in ihren TĂ€tigkeiten mit der Situation arrangiert und eigene Workarounds gebastelt, die fĂŒr sie gut funktionieren. Sie reissen das nicht sofort alles ab. Außerdem hat die Firma generell nicht nur dieses Thema auf der Agenda, es ordnet sich beileibe nicht alles dem Projekt unter. NatĂŒrlich ist es manchmal mĂŒhsam und man muss sozusagen interne Klinken putzen. Aber hey, that’s business life.

Mich wĂŒrde ja sehr interessieren, wie er sich in seiner neuen Firma einleben wird, aber das werde ich wohl nie erfahren. Ich habe inzwischen auch vergessen, wohin er gewechselt ist.

Tja.

Ach ja, last but not least: er hat es noch nicht mal geschafft, eine Abschiedsmail zu schreiben. Arm, oder?